Larissa ergoflix
von:
Larissa Reintges
(zertifizierte Medizinprodukteberaterin)

Barrierefreie Wohnung: Alles, was Du wissen musst

8. September 2023
Lesezeit: 6 Minuten
Zuletzt aktualisiert am 10. Mai 2024
Dieses Bild zeigt eine barrierefreie Wohnung.

Wusstest Du, dass rund 2,8 Millionen Haushalte, in denen Senioren leben, altersgerechte Wohnungen benötigen? Laut einer Studie des Pestel-Instituts* haben nur 600.000 dieser Menschen eine Wohnung, in der sie mit einer Mobilitätslösung wie einem Rollator oder einem Rollstuhl zurechtkommen. Doch nicht nur viele Senioren sind auf eine barrierefreie Wohnung angewiesen, sondern auch eine Vielzahl an Menschen mit Handicap. Der knappe Wohnraum ist für alle eine große Herausforderung, die auf behindertengerechte Gegebenheiten angewiesen sind. Doch was bedeutet barrierefrei überhaupt und wie kann Barrierefreiheit in der Wohnung umgesetzt werden? Das erfährst Du in diesem Artikel.

Das Wichtigste in Kürze
• Die Anforderungen einer barrierefreien Wohnung sind weniger streng als die einer rollstuhlgerechten Wohnung.
• Vergewissere Dich bei der Wohnungssuche, dass die für Dich notwendigen barrierefreien Merkmale gegeben sind, da der Spielraum des Begriffs groß ist. 
• Für den barrierefreien Umbau bestehen einige Möglichkeiten einer finanziellen Unterstützung durch verschiedene Institutionen.

Was ist eine barrierefreie Wohnung?

Bevor wir uns näher mit barrierefreien Wohnungen beschäftigen, ist es zunächst hilfreich, eine Definition des Begriffs Barrierefreiheit zu geben.

Barrierefrei bedeutet, dass Menschen mit Handicap uneingeschränkte Zugänglichkeit zu Produkten, Dienstleistungen und Einrichtungen jeglicher Art bekommen und diese auch nutzen können. Die Definition von barrierefrei im Behindertengleichstellungsgesetz lautet: „Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.“

Für eine barrierefreie Wohnung bedeutet das, dass diese auf die Bedürfnisse eines Menschen mit Einschränkung (zum Beispiel Nutzer eines Rollstuhls) angepasst ist. Dazu zählen neben einem barrierefreien Bad (oder einem rollstuhlgerechten Bad), auch ein barrierefreier Zugang und vieles mehr.

Gut zu wissen
Barrierefrei und rollstuhlgerecht sind nicht dasselbe. Eine rollstuhlgerechte Wohnung entspricht zwar allen Anforderungen einer barrierefreien Wohnung, eine barrierefreie Wohnung aber nicht zwangsläufig denen einer rollstuhlgerechten Wohnung. Dazu später mehr.

Wie muss eine barrierefreie Wohnung aussehen?

Eigenständig und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben – das möchte doch eigentlich jeder. Gerade mit steigendem Alter wird das Thema Barrierefreiheit immer interessanter. Aber was bedeutet Barrierefreiheit in der eigenen Wohnung überhaupt?

Die Bedeutung von barrierefrei ist ganz genau in der DIN 18040 geregelt. In dieser Norm steht beschrieben, wie barrierefreies Planen, Bauen und Wohnen gestaltet sein muss. Dabei bezieht sich die DIN 18040-1 auf die Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden, wohingegen sich die DIN 18040-2 mit Barrierefreiheit von Wohngebäuden beschäftigt. Die DIN 18040-2 ist weiter gegliedert in

  • öffentliche Bereiche von Wohngebäuden und
  • private Wohnbereiche.

In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf Wohnbereiche im privaten Umfeld.

Barrierefreiheit in privaten Wohnbereichen: Was bedeutet das?

Private Wohnräume lassen sich in zwei grundlegende Standards unterteilen:

  • barrierefrei nutzbare Wohnungen
  • uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbare Wohnungen

Die Norm für private Wohnbereiche besagt beispielsweise, dass bei einer barrierefrei nutzbaren Wohnung eine Türdurchgangsbreite von 80 cm gewährleistet sein muss. Eine rollstuhlgerechte Wohnung sieht eine Türdurchgangsbreite von 90 cm vor. Dies ist von besonderer Bedeutung für Rollstuhlfahrende, um bequem durch Türen zu navigieren, ohne anzuecken.

Darüber hinaus sind Bewegungsflächen in einer rollstuhlgerechten Wohnung großzügiger zu gestalten. Die Norm sieht eine Fläche von 1,50 m x 1,50 m vor statt 1,20 m x 1,20 m. Übrigens: Eine barrierefreie oder behindertengerechte Wohnung muss nicht immer im Erdgeschoss sein. Hier kann ein Aufzug die Lösung sein, um die Wohnräume zu betreten.

Du siehst: Die Standards einer rollstuhlgerechten Wohnung sind strenger als die einer barrierefreien Wohnung.

Was ist der Unterschied zwischen Barrierefreiheit und behindertengerecht?

Du bist auf der Suche nach einer barrierefreien Wohnung in der Nähe oder möchtest eine barrierefreie Wohnung mieten? Dann hast Du vielleicht schon mal den Begriff „behindertengerecht“ gehört. Gerade in den gängigen Immobilienportalen werden immer wieder behinderten- oder seniorengerechte Wohnungen angeboten. Häufig werden diese auch als „altengerecht“ oder „barrierearm“ bezeichnet.

Doch was bedeuten diese Begriffe in Bezug auf Wohnraum? Hierbei solltest Du wissen, dass nur die Termini „barrierefrei“ und „rollstuhlgerecht“ gesetzlich definiert sind. Die konkreten Standards, die eine Wohnung dieser Art erfüllen muss, kannst Du in der Norm DIN 18040 nachlesen.

Falls Du an einer Wohnung interessiert bist, die behinderten- oder seniorengerecht ist, raten wir Dir, den Vermieter oder den Eigentümer zu fragen, was Dich genau erwartet. Es wäre schade, wenn Du auf Barrierefreiheit angewiesen bist und erst relativ spät feststellst, dass die Wohnung nicht barrierefrei ist. Das ist besonders unglücklich, wenn Du die Wohnung toll findest, aber der Vermieter und Du eine unterschiedliche barrierefrei Bedeutung habt. Vielleicht sind in Deiner favorisierten Wohnung auch nur geringe Schwellen vorhanden und für Dich wichtige Aspekte wie beispielsweise eine rollstuhlgerechte Dusche gegeben. Das findest Du nur auf Nachfrage heraus.

Übrigens: Eine Wohnung kann als „behindertengerecht“ bezeichnet werden, wenn diese auf die individuellen Ansprüche des Bewohners angepasst ist. Vielleicht sind Stütz- und Haltegriffe vorhanden sowie eine niedrige Arbeitsplatte – vielleicht aber auch nicht. Jedes Handicap erfordert andere Ausstattungsmerkmale. Da es bei diesem Begriff keine Standards gibt, ist der Spielraum groß.

Wie komme ich an eine behindertengerechte Wohnung?

Du fragst Dich jetzt, wie komme ich an eine behindertengerechte Wohnung? Bist Du auf der Suche nach einer behindertengerechten Wohnung oder einer Wohnung mit Barrierefreiheit, dann empfehlen wir Dir,

  • Dich an lokale Wohnbaugesellschaften zu wenden. Meistens verfügen diese über eine eigene Datenbank mit passenden Immobilien und können entsprechende Kontakte herstellen.
  • in Kleinanzeigenportalen zu suchen. Dazu gibst Du am besten in eine Suchmaschine „Barrierefreie Wohnung“ in Kombination mit Deinem Wohnort ein. Schon werden Dir Inserate auf verschiedenen Webseiten angezeigt.
  • mit einer Wohnberatungsstelle Kontakt aufzunehmen. Diese unterstützt bei allen Fragen des Wohnens im Alter, bei Menschen mit Behinderung und bei Personen mit Pflegebedarf.

Je nachdem, ob Du gut zu Fuß bist oder nicht, solltest Du auf jeden Fall bei dem Vermieter nachhören, ob Du einen Behindertenparkplatz vor der Haustür beantragen kannst. Stimmt dieser Dir zu, kannst Du Dein Vorhaben umsetzen. Wie Du einen Behindertenparkausweis beantragen kannst, erfährst Du in unserem Blogbeitrag.

Gibt es einen Mietzuschuss für eine behindertengerechte Wohnung?

In einigen Regionen gibt es Mietzuschüsse oder finanzielle Unterstützungen für Menschen, die auf eine behindertengerechte oder eine barrierefreie Wohnung angewiesen sind. Unser FlixTipp: Erkundige Dich, welche Fördergelder Dir zustehen und welche Bedingungen Du dafür erfüllen musst.

In vielen Fällen werden Mietzuschüsse für eine behindertengerechte Wohnung gewährt, um den barrierefreien Umbau oder die Anpassung der Wohnung finanziell zu unterstützen. So kann die Wohnsituation an die Bedürfnisse des Menschen mit Handicap angepasst werden. Zu den Förderungsmöglichkeiten gehören beispielsweise Zuschüsse der Pflegekasse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen, die Finanzierung von Hilfsmitteln durch die Krankenkasse, Landesförderprogramme, die Unterstützung durch eine Stiftung oder eines KfW-Programms.

Fazit: Barrierefreiheit Wohnung

Eine barrierefreie Wohnung ist besonders wichtig für Menschen, die darauf angewiesen sind. In diesem Artikel haben wir Dir Einblicke über ihre Bedeutung gegeben und Standards aufgezeigt.

Während die Begriffe „barrierefrei“ und „rollstuhlgerecht“ gesetzlich definiert sind, gibt es bei den Begriffen „behindertengerecht“ oder „seniorengerecht“ keine klaren Standards. In diesen Fällen solltest Du auf jeden Fall mit dem Vermieter sprechen und nachhören, was genau die konkreten Ausstattungsmerkmale sind.

Du möchtest eine barrierefreie Wohnung planen? Dann hoffen wir, dass wir Dir mit diesem Artikel weiterhelfen konnten und Dir einige Anregungen gegeben haben. Wir wünschen Dir viel Erfolg bei Deinem Vorhaben.

* Pestel Institut, Studie im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel

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2 comments on “Barrierefreie Wohnung: Alles, was Du wissen musst”

  1. Gut zu wissen, was hier die Standards sind. Dann wissen wir was wir ändern müssen. Was noch fehlt ist der ambulante Pflegedienst. Dann muss meine Mutter nicht ins Heim.

    1. Hallo, danke für Deine Nachricht. Wir freuen uns sehr, dass Dir unser Blogbeitrag weitergeholfen hat.
      Wir wünschen Deiner Mama und Dir alles Gute.

      Herzliche Grüße aus Hamminkeln
      Dein ergoflix-Team

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