Mobilität bedeutet Freiheit. Mobilität bedeutet Unabhängigkeit. Mobilität bedeutet Selbstständigkeit. Sie ist der Grundstein für Inklusion und eine wichtige Voraussetzung für soziale Teilhabe. Vor allem Menschen, die in ihrer Bewegung eingeschränkt und beispielsweise auf eine Mobilitätshilfe wie einen Rollstuhl angewiesen sind, stoßen in ihrem Alltag immer wieder auf Grenzen – und das darf nicht sein.
Die Aktion Mensch hat sich in der Studie „Inklusionsbarometer 2022“ dem Thema angenommen und Personen mit und ohne Beeinträchtigung gefragt, wie sie den Stand der inklusiven Mobilität in Deutschland bewerten.
Vielleicht hast Du es schon vermutet: Menschen mit Beeinträchtigung bewerten die Mobilitätsmöglichkeiten in Deutschland negativer als Menschen ohne Beeinträchtigung. Sie haben weniger bzw. schlechtere Möglichkeiten sich von einem Ort zum anderen zu bewegen.
Die Befragung folgte dabei einem ganzheitlichen Ansatz. Es wurden eine Reihe an Dimensionen betrachtet – der Fokus wurde also nicht nur auf einzelne Aspekte wie den Nah- oder den Fernverkehr gelegt. Eine gute Vorgehensweise, denn Menschen mit einer Beeinträchtigung sind genauso unterwegs wie Menschen ohne Beeinträchtigung: Sie gehen zu Fuß, nutzen das Fahrrad, das Auto oder nehmen Sharing-Dienste in Anspruch.
Die Ergebnisse des Inklusionsbarometers zeigen, wie das Mobilitätsverhalten von Menschen mit und ohne Einschränkung in Deutschland aussieht. Eine wichtige Erkenntnis: Es besteht Nachholbedarf in Sachen Barrierefreiheit, Zugänglichkeit und einigem mehr.
Inklusion ermöglicht es, dass jeder Mensch am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Es spielt keine Rolle, welches Geschlecht die Person besitzt, welches Alter sie hat oder ob sie gesundheitlich eingeschränkt ist. In einer inklusiven Gesellschaft sind alle gleich. Und das Wichtigste: Jeder hat die Möglichkeit, ein Teil dessen zu sein. Das Thema Inklusion ist seit 1994 in Artikel 3 des Grundgesetzes verankert. Darüber hinaus gibt es weitere Gesetze z. B. das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) oder das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG), die diese wichtige Thematik vorantreiben.
Defekte Fahrstühle, zu enge Gehwege, schlechte Straßenbeläge, fehlende Rampen – all das schränkt Menschen mit einer Beeinträchtigung ein.
Eine Barriere kann aber auch aus einem Mangel an Informationen resultieren. Beispielsweise gab nur die Hälfte der Befragten an, Fahrpläne und Durchsagen gut zu verstehen. Davon sind Menschen mit einer Beeinträchtigung genauso betroffen wie Menschen ohne eine Beeinträchtigung.
Außerdem empfinden Menschen mit einer Beeinträchtigung den Zeit- und Kostenfaktor für bestimmte Wege viel zu hoch. Die Folge: Menschen verzichten schneller auf bestimmte Aktivitäten. Darunter kann beispielsweise die Freizeit leiden.
Auch der soziale Aspekt wurde näher beleuchtet: Menschen mit Beeinträchtigung machen häufiger schlechte Erfahrungen, wenn sie unterwegs sind. Das betrifft unter anderem den Umgang mit Mitmenschen, anderen Fahrgästen aber auch dem Servicepersonal. Außerdem fühlen sie sich seltener sicher, wenn sie allein unterwegs sind.
Das Inklusionsbarometer zeigt deutliche Unterschiede in der Mobilität: Menschen ohne Beeinträchtigung bewerten ihr Mobilitätsverhalten deutlich besser als Menschen mit Beeinträchtigung. Die Gründe sind vielfältig: An einigen Stellen fehlt es noch an Barrierefreiheit und Angebote, die Mobilität ermöglichen, sind oftmals mit einem höheren Zeit- und Kostenaufwand verbunden.
Außerdem wird deutlich, dass das Thema nachhaltige Mobilität eine wichtige Rolle spielt. Zwei Drittel der Befragten möchten klimafreundlich unterwegs sein. Für Menschen mit Beeinträchtigung stellt das allerdings eine Herausforderung dar, denn sie müssen mangels Angebots oftmals auf weniger klimafreundliche und teure Verkehrsmittel (z. B. Taxi) zurückgreifen.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass in Zukunft noch mehr auf die Vielfalt der Menschen geachtet werden sollte. Die zentrale Frage, die sich immer gestellt werden sollte: Wie muss ein Angebot aussehen, damit Menschen mit einer körperlichen oder kognitiven Einschränkung es nutzen können? Denn nur so wird ein höherer Grad an Inklusion erreicht – und das ist doch wünschenswert.
„Er macht mich unwahrscheinlich selbstständig. Ich kann endlich wieder, ohne jemanden fragen zu müssen, zum Einkaufen fahren“, berichtet Heike über ihren ergoflix. Der elektrisch faltbare Rollstuhl ist immer mit dabei und begleitet sie zu ganz verschiedenen Orten – denn Heike ist gerne unterwegs. Mit nur wenigen Handgriffen verlädt sie ihren ergoflix, reist zu ihrer Familie nach Ostfriesland und nimmt ihn sogar mit in den Urlaub. Ob Ostsee, Mosel oder Eifel – Heike hat ganz viel Spaß mit ihrem elektrischen Wegbegleiter.
Insgesamt wurden in der Studie die Dimensionen Verfügbarkeit, Zugänglichkeit, Zeit und Kosten, soziale Aspekte, Nachhaltigkeit und Digitalisierung näher betrachtet. In den Ergebnissen lassen sich außerdem interessante Statements finden. Unter anderem von Menschen mit Beeinträchtigung, die Einblicke in ihr Mobilitätsleben geben sowie von Mobilitätsexperten, die konkrete Handlungsempfehlungen aussprechen.
Das Inklusionsbarometer 2022 findest Du in voller Länge auf den Seiten der Aktion Mensch.
Du möchtest mehr über das Thema Fortbewegung für Menschen mit Beeinträchtigung erfahren? Auf unserem Mobilitätsblog beschäftigen wir uns umfassend mit dieser Thematik und haben zahlreiche Blogbeiträge veröffentlicht. Drei interessante Artikel: