Wohnen im Alter: Wie Du das ideale Altersheim oder Pflegeheim findest 

28. Juni 2024
Lesezeit: 6 Minuten
Zuletzt aktualisiert am 12. Juli 2024
Wohnen im Alter: Wie Du das ideale Altersheim oder Pflegeheim findest

Die eigenen vier Wände. Ein vertrauter Rückzugsort, an dem man sich wohlfühlt – und mit dem man viele, zum Teil sehr schöne Erinnerungen verbindet. Umso schwerer fällt es, wenn man diesen Ort irgendwann mal alters- oder krankheitsbedingt verlassen muss, da man auf die Hilfe und Betreuung Anderer angewiesen ist. Schnell stellt sich die große Frage: Wie geht es nun weiter?  

In manchen Fällen besteht die Möglichkeit, in der eigenen Familie unterzukommen – z.B. im Haus des Sohnes oder der Tochter. Doch nicht jeder hat diese Option. Selbst wenn, herrscht schnell ein gewisses Unbehagen – schließlich will man den Menschen, die man liebt, nur ungern zur Last fallen. Zum Glück gibt es deutschlandweit rund 11.700 vollstationäre Altenheime und Pflegeheime

Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Altersheim und einem Pflegeheim – und wie findest Du eine Einrichtung, die ideal zu Deinen persönlichen Bedürfnissen passt? Wir haben Dir die wichtigsten Punkte zusammengefasst. 

Das Wichtigste in Kürze:
• Alters- und Pflegeheime helfen dabei, ein selbständiges und selbst bestimmtes Leben zu erhalten
• Die Suche nach der idealen Einrichtung bedarf einer strukturierten Vorgehensweise  
• Wichtige Ansprechpartner sind Deine Krankenkasse, Deine Pflegekasse sowie Pflegestützpunkte in Deiner Nähe
• Verschiedene Internetportale liefern einen guten ersten Überblick, ersetzen aber nicht die persönliche Besichtigung

Altersheim vs. Pflegeheim: Wo liegt der Unterschied? 

Altersheim: Bietet eine Wohnumgebung für ältere Menschen, die noch viele Alltagsaktivitäten selbstständig meistern können und daher nur minimale Unterstützung und pflegerische Betreuung benötigen – z.B. bei Mahlzeiten, der Reinigung und Freizeitaktivitäten. 

Pflegeheim: Bietet intensive pflegerische und medizinische Betreuung für Menschen aller Altersklassen, die aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen eine intensive Unterstützung und vollumfängliche pflegerische Betreuung benötigen – u.a. medizinische Pflege, Unterstützung bei der Körperpflege oder Mobilitätshilfe. 

Um nun eine Einrichtung zu finden, die genau zu Deiner persönlichen Lebens- und Krankensituation passt, gehe am besten wie folgt vor: 

Schritt 1: Ermittlung Deiner eigenen Bedürfnisse 

Im ersten Schritt solltest Du herausfinden, auf welchen Pflegegrad Du angewiesen bist. Dabei gilt folgende Einteilung: 

  • Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit 
  • Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit 
  • Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit 
  • Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit 
  • Pflegegrad 5: Schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung 

Die Einstufung erfolgt über den Medizinischen Dienst  (MD) im Auftrag der Pflegekassen. Das heißt: Du musst zunächst einmal Kontakt zu Deiner Krankenkasse aufnehmen und dieser mitteilen, dass Du einen Antrag auf Pflegeleistungen stellenmöchtest. Deine Krankenkasse nimmt wiederrum Kontakt zur für Dich zuständigen Pflegekasse auf und unterstützt Dich beim weiteren Vorgehen. 

Nach Antragsstellung beauftragt die Pflegekasse den MD oder einen anderen unabhängigen Gutachter mit der Begutachtung. Dieser kommt dann zu Dir nach Hause, um Deine Pflegebedürftigkeit zu beurteilen. Ist dies geschehen, erhältst Du einige Tage später einen Bescheid Deiner Pflegekasse, inklusive einer Übersicht der Dir zustehenden Pflegeleistungen. 

Gut zu wissen: 
Eine spezialisierte Form der pflegerischen Betreuung ist die Palliativpflege. Sie kann für Patienten mit unheilbaren oder lebensbedrohlichen Krankheiten in Frage kommen und wird nicht nur in bestimmten Pflegeheimen, sondern auch in vielen Krankenhäusern und Hospizen angeboten.

Mache Dir ebenfalls Gedanken darüber, ob Du vollstationäre Pflege, teilstationäre Pflege (Tagespflege) oder ambulante Pflege benötigst. Sprich dazu nicht nur mit Deinen Ansprechpartnern der Krankenkasse und der Pflegekasse, sondern berate Dich auch mit Deiner Familie und beantwortet gemeinsam u.a. folgende Fragen: 

  • Wie gut kannst Du alltägliche Aufgaben wie Anziehen, Waschen, Essen und Toilettengänge selbstständig erledigen? 
  • Benötigst Du regelmäßige medizinische Pflege oder Überwachung (z.B. Medikamentengabe oder Wundversorgung)? 
  • Wie mobil bist Du? Kannst Du Dich allein oder auch mit Unterstützung (bspw. durch einen Elektrorollstuhl) in Deiner Wohnung bewegen? 
  • Gibt es Einschränkungen durch Demenz oder andere kognitive Erkrankungen? 
  • Welche finanziellen Mittel stehen Dir zur Verfügung? Welche Pflegeleistungen übernimmt die Pflegekasse und welchen Eigenanteil musst Du selbst tragen? 

Schritt 2: Recherche nach geeigneten Einrichtungen 

Der nächste Schritt, um ein passendes Altersheim oder Pflegeheim zu finden, ist die Recherche nach Einrichtungen, die zu Deinen Bedürfnissen passen. Nutze dafür am besten verschiedene Informationsquellen wie z.B.: 

  • Deine Pflegekasse, um über die Ansprechpartner Listen mit zugelassenen Pflegeeinrichtungen in Deiner Region zu erhalten. 
  • Pflegestützpunkte in Deiner Nähe, um dort eine kostenlose Beratung und Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Einrichtungen zu bekommen. 
  • Internetportale, um mehr über Einrichtungen zu erfahren und diese miteinander vergleichen zu können.  

Darüber hinaus lohnt es sich auch einen Blick auf die Website einer Einrichtung zu werfen, falls vorhanden. Hier kannst Du neben hilfreichen Informationen oftmals auch Fotos oder Videos finden. Und auch Google-Rezensionen können Dir bei der Entscheidungsfindung weiterhelfen. 

Gut zu wissen: 
Auf den genannten Internetportalen sind manche Einrichtungen mit einem „Grünen Haken“ versehen. Dieses Qualitätssiegel steht für eine besonders hohe Lebensqualität und ausgewiesene Verbraucherfreundlichkeit. 

Schritt 3: Besichtigung von Einrichtungen 

Statte den Einrichtungen, die in die engere Auswahl kommen, einen persönlichen Besuch ab. Mache dafür am besten vorab telefonisch einen Besichtigungstermin aus. Vor Ort angekommen, kannst Du erste wertvolle Eindrücke sammeln und dir ein besseres Bild von der Gesamtsituation machen. Beispielsweise welche Atmosphäre dort herrscht und wie es um Themen wie Sauberkeit oder die Ausstattung und Größe der Zimmer bestellt ist.  

Nutze den Besuch außerdem, um bei der Einrichtungsleitung oder dem Pflegepersonal alle Deine Fragen loszuwerden. Mache Dir dafür vorab ruhig ein paar Notizen, um keine wichtigen Punkte zu vergessen. Relevante Fragen könnten z.B. sein: 

  • Gibt es Einzelzimmer oder nur Mehrbettzimmer? 
  • Welche Freizeit- und Therapieangebote gibt es? 
  • Wie sind die Qualität und Vielfalt der Mahlzeiten? 
  • Welches Pflegekonzept wird angewandt und wie sehr berücksichtigt man dabei individuelle Bedürfnisse? 
  • Welche Altersheim-Kosten oder Pflegeheim-Kosten kommen auf Dich zu? Wie hoch ist der monatliche Eigenanteil, der nach Abzug der Leistungen der Pflegekasse zu zahlen ist?  

Manche Einrichtungen bieten sogar ein befristetes Probewohnen an. Erkundige Dich auch danach, falls es für Dich in Frage kommt. 

Schritt 4: Die Vertragsunterschrift 

Solltest Du Dich für eine Einrichtung entschieden und den Wohnvertrag erhalten haben, lies diesen in Ruhe und sorgfältig durch. Solltest Du etwas nicht verstehen oder das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt oder fehlt, dann setze Deinen Ansprechpartner der Einrichtung darüber in Kenntnis. Zusätzlich kannst Du Dir auch Beratung einholen. Beispielsweise bei Deiner Pflegekasse oder auch bei der für Deinen Wohnort zuständigen Verbraucherschutzzentrale. Letztere bietet eine umfassende Beratung in rechtlichen Fragen an und kann Dir bei der Überprüfung des Vertrages helfen. 

Fazit

Ein Altersheim oder ein Pflegeheim zu finden, das bestmöglich zu den eigenen Bedürfnissen passt, ist nicht einfach – doch zugleich ein existenziell wichtiger Schritt. Daher solltest Du Dir vor allem Zeit nehmen und strukturiert vorgehen. Welche vier Schritte es dabei zu beachten gilt, haben wir Dir zusammengefasst. Versuche sie so gut wie es geht abzuarbeiten und scheue Dich nicht, bei Unklarheiten Rat zu suchen. Neben Deiner Familie oder Freunden stehen Dir geschulte Ansprechpartner zu Verfügung, die Deine persönlichen Rückfragen beantworten und ihr wertvolles Wissen mit Dir teilen. Die wichtigsten Anlaufstellen sind Deine Krankenkasse, Deine Pflegekasse sowie Pflegestützpunkte in Deiner Nähe.  

Nutze Internetportale und die Webseite einer Einrichtung, um Dir einen ersten Überblick des Leistungsangebotes zu machen und ggf. eine Vorauswahl zu treffen. Erst ein Vor-Ort-Besuch und der Austausch mit der Einrichtungsleitung oder dem Pflegepersonal vervollständigen Dein Bild und liefern Dir wertvolle Informationen für die finale Entscheidungsfindung.  

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